Grüße
OSuB
Grüße
OSuB
Also, liebe Spezialisten, wer glaubt, das auf ebay verkaufte Kochelbräuschild (ArtNr 261809554358 ) ist irgendetwas besonderes, soll sich folgende Gedanken einmal zu Gemüte führen:
Der Machart nach ist das Schild nicht vor dem ersten Weltkrieg anzusiedeln; die Brauerei aber schloss 1919 und hatte meines Erachtens nach 1910 keine Reklameschilder mehr in Auftag gegeben. Die Kochelbrauerei hatte als Warenzeichen den Schmied von Kochel, daher auch den Namen. Der Schmied von Kochel führte den Bauernaufstand von 1705 an, er ist also eher eine martialische Figur. Nie, ich wiederhole: nie verwendete die Kochelbräu auf Schildern, Etiketten und Plakaten ein anderes Motiv. Einen Mönch in Zusammenhang mit der Sendlinger Brauerei zu bringen ist geradezu absurd. Alle bekannten Emailschilder wurden von den Frankfurter Emaillirwerken gefertigt. Hier nun lesen wir – neben der süßen, fast neckischen Rostspur am Schraubloch am unteren Rand – Emaillirwerk Gottfried Dichanz Berlin. Wir gehen der Sache auf die Spur. Es gab in Berlin um die Jahrhundertwende vielleicht eine Handvoll bemerkenswerter Kochelbräu Ausschänke in der Hauptstadt. Die Münchner Direktion der Brauerei hätte nie, ich wiederhole: nie auf den Ursprungsort des Bieres auf einem Schild, weder für den Berliner noch für einen anderen Absatzmarkt, verzichtet, denn nur die Bezeichnung München machte das Gebräu damals interessant. Weiterhin ist die künstlerische Komponente des Motivs zu vernachlässigen; sie hätte einer Münchner Brauerei nicht genüge getan. Dann das Trinkgefäß, mein lieber Gott. Glaubt der Ersteigerer wirklich, daß die Kochelbräu mit einem Milchglas wirbt, in dem noch dazu ein undefinierbares Gesöff, bzw. die Ansammlung der Freudentränen des Verkäufers darbt? Ein richtiger Münchner Klosterbruder hat ein Bierglas in der Hand, das sich sehen lassen kann! Es bleibt noch der Strohhalm, daß es vielleicht ein Musterschild gewesen sein könnte, aber auch dagegen sprechen die oben erwähnten Argumente und die Rückseite. Nein, meine Lieben, mit dieser Fälschung führte jemand die lechzenden Gierschlunde an der Nase herum und hat am Schluss den Höchstbietenden gnadenlos in die Knie gezwungen. Aber, immerhin weiß man, wie der Verkäufer vermerkt, „ das emaille ist alles fest“. Also, Lehrgeld muss manchmal sein, oder, wie man es vor hundert Jahren im Vorstandszimmer der Kochelbräu formuliert hätte:
S´Hirnkastl eischoitn hod no nia ned gschodd!
Prost!
OSuB
Hier eine weitere Brauereiansicht der Schmiedeknecht Brauerei in Herschdorf – gemalt und entworfen von Elwir Höhnlein Frankfurt, wie unten am Rand stolz angegeben ist. Interessant ist, daß die Brauerei von Innenhof her präsentiert wurde und nicht von der schmucken Vorderfacade her gesehen. Bei den ersen Brauereiansichten wollte man halt noch zeigen, daß gearbeitet wird, und nicht nur die „Fassade“ zählt 🙂
Grüße
OSuB
Diese Landkarten wurden hier von mir schon einmal beschrieben – eine deutsche Fassung gibt es nicht, obwohl sie 1928 in Deutschland hergestellt wurden, siehe http://www.schilderjagd.de/?p=6422
Grüße aus England, Wales & Irland
OSuB
Hi Folks, wer übers neue Jahr kein Schilder Schnäppchen ergattern konnte, soll nicht traurig sein. Einfach zum Waarenhaus Gebrüder Hess gehen, in den Sonderangeboten wühlen und endlich mal wieder was gescheites zum Anziehen kaufen – die von der Emailschilder-SUCHT geplagten Ehefrauen und Freundinnen wird es freuen, wenn ihr SammlerBär mal wieder mit neuen Klamotten ankommt, anstatt, wie üblich, die ganze Kohle nur für irgendeinen Blechmüll auszugeben. In diesem Sinne – guten Einkauf und viel Erfolg, in welchem Bereich auch immer, von OSuB, dem Betreiber von “Depot & Galerie für Oide Schuidl und Buidl”
PS: Emaillierwerke Gaggenau 2,20×1,00 Meter, fett gewölbt, unglaublich schwer, geil emailliert.
Statt Myrrhe Weißwürst im Topf mit Brezn, statt Weihrauch a Mass Mathäser (im Faßl auf dem Kamel ist genügend Reserve) und im Kasterl in der Mitte vermutlich ff Develey Senf anstatt Gold – so katholisch war (und ist) ist der Münchner, umgesetzt von Otto Obermeier vor 100 Jahren.
Viel Sammlerglück im neuen Jahr wünscht euch
OSuB
Stimmt, Glasplakate sind schon was feines …
Grüße
OSuB
Wenn schon, denn schon …
Prost
OSuB
Lieber Mätu, du hast da ein schönes Schild ergattert. Es gibt tatsächlich drei dieser Ausführungen: Das England-Schild ist das häufigste, Irland taucht immer wieder mal auf, am schwersten zu kriegen ist das schottische. Die Schilder wurden in einer Riesenauflage gefertigt, und zwar im Jahr 1928. Die Firma Firestone wollte gekantete Schilder, die in England aber nicht gefertigt wurden – die englischen Schilder waren alle flach. Der Auftrag ging nach Deutschland. Der Hersteller wurde aber verständlicher Weise auf den Schilden nicht genannt, schließlich wollte man den all-British Gedanken nicht mindern.
PS: Das kürzlich auf ebay angebotene Irland Schild war kein Emailschild, sondern ein im Handel fürn Fuffi erhältliches Blechschild, das irgendein Schwammerlkopf für 185 Euro ersteigert hat.
Viele Sammlergrüße
OSuB