Archiv für den Tag: 19. März 2015

Noch ein Kochelbräu Mönch – oder: Epilog zu einer bemerkenswerten Geschichte

 

Kochelbräu Mönch

 

Also, liebe Spezialisten, wer glaubt, das auf ebay verkaufte Kochelbräuschild (ArtNr 261809554358 ) ist irgendetwas besonderes, soll sich folgende Gedanken einmal zu Gemüte führen:

Der Machart nach ist das Schild nicht vor dem ersten Weltkrieg anzusiedeln; die Brauerei aber schloss 1919 und hatte meines Erachtens nach 1910 keine Reklameschilder mehr in Auftag gegeben. Die Kochelbrauerei hatte als Warenzeichen den Schmied von Kochel, daher auch den Namen. Der Schmied von Kochel führte den Bauernaufstand von 1705 an, er ist also eher eine martialische Figur. Nie, ich wiederhole: nie verwendete die Kochelbräu auf Schildern, Etiketten und Plakaten ein anderes Motiv. Einen Mönch in Zusammenhang mit der Sendlinger Brauerei zu bringen ist geradezu absurd. Alle bekannten Emailschilder wurden von den Frankfurter Emaillirwerken gefertigt. Hier nun lesen wir – neben der süßen, fast neckischen Rostspur am Schraubloch am unteren Rand – Emaillirwerk Gottfried Dichanz Berlin. Wir gehen der Sache auf die Spur. Es gab in Berlin um die Jahrhundertwende vielleicht eine Handvoll bemerkenswerter Kochelbräu Ausschänke in der Hauptstadt. Die Münchner Direktion der Brauerei hätte nie, ich wiederhole: nie auf den Ursprungsort des Bieres auf einem Schild, weder für den Berliner noch für einen anderen Absatzmarkt, verzichtet, denn nur die Bezeichnung München machte das Gebräu damals interessant. Weiterhin ist die künstlerische Komponente des Motivs zu vernachlässigen; sie hätte einer Münchner Brauerei nicht genüge getan. Dann das Trinkgefäß, mein lieber Gott. Glaubt der Ersteigerer wirklich, daß die Kochelbräu mit einem Milchglas wirbt, in dem noch dazu ein undefinierbares Gesöff, bzw. die Ansammlung der Freudentränen des Verkäufers darbt? Ein richtiger Münchner Klosterbruder hat ein Bierglas in der Hand, das sich sehen lassen kann! Es bleibt noch der Strohhalm, daß es vielleicht ein Musterschild gewesen sein könnte, aber auch dagegen sprechen die oben erwähnten Argumente und die Rückseite. Nein, meine Lieben, mit dieser Fälschung führte jemand die lechzenden Gierschlunde an der Nase herum und hat am Schluss den Höchstbietenden gnadenlos in die Knie gezwungen. Aber, immerhin weiß man, wie der Verkäufer vermerkt, „ das emaille ist alles fest“. Also, Lehrgeld muss manchmal sein, oder, wie man es vor hundert Jahren im Vorstandszimmer der Kochelbräu formuliert hätte:

S´Hirnkastl eischoitn hod no nia ned gschodd!

Prost!

OSuB

 

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