Zahle nie mehr, als der andere haben will…

Gastbeitrag eines Altsammlers

Im letzten Februar waren wir in Kenia. Zu einer Safari hatten wir keine richtige Lust, aber paar Tiere wollten wir schon sehen.

Also raus aus dem Hotel, einen der Typen die immer vor den Hotels rumlungern angequatscht und mit dem TukTuk zum Hallerpark.

Ein ehemaliger, vor zig Jahren von einem Schweizer rekultivierter und zu einem Tierpark ausgebauter Steinbruch.

150 Kenia Shilling (1 EUR sind ca. 115 Ksh) wechselten den Besitzer und es ging los. Angekommen fragte der Fahrer, ob er warten und uns für den gleichen Preis zurückfahren soll.

Das ging irgendwie nicht in meinen Kopf, wie man jemand 2… 3 Stunden kann warten lassen und er bekommt dafür kein Geld.

Also bedankte ich mich und sagte nein.

Nach einem Rundgang im Tierpark ging es zur Rückfahrt.

Auf der Straße wieder jemand angehalten, Preis ausgehandelt (150 KSh) und unser Ziel genannt.

Los ging es. Allerdings wusste der Typ wohl nicht so richtig wo sich unser Hotel befindet. Erklärt hatte ich es ihm und er gab mir auch zu verstehen, dass er es verstanden hat.

Eine Stadtrundfahrt schloss sich an, der Typ hatte sich hoffnungslos verfahren.

Nach geschätzt dem dreifachen der Zeit kamen wir dann doch noch in unserem Hotel an.

Großzügig gab ich Ihm noch einmal 150 Ksh.

Wow, jetzt hatte ich die größten Fehler gemacht, den man in Afrika machen kann, nämlich freiwillig mehr geben.

Da ist noch mehr zu holen dachte sich der Typ und fing an Radau zu machen.

Das er sich verfahren und deutlichst länger gebraucht hat, war nicht meine Schuld.

Also fragte ich Ihm, wieviel wir ausgemacht haben, bat Ihn mir noch einmal die zuletzt gegebenen 150 Ksh zu geben, nahm diese, drehte mich um und ging.

Mir war da eine ca. 30 Jahre zurückliegende Begebenheit eingefallen.

Ich inserierte damals in unserer Lokalzeitung und einer weiteren Überregionalen.

Suche Emaille Schilder.

Ja und ab und an steckte ein Brief oder eine Karte in meinem Kasten, man setzte sich ins Auto und fuhr hin.

Auch diesmal war es so. Das Angebot klang verlockend.

Bei der angegebenen Adresse klingelte ich, ein junge Frau mit Kind auf dem Arm öffnete mir, bat mich herein.

Ihr Freund holte die beiden Schilder, ein Verkehrszeichen, Vorsicht Hauptstraße und

ein RÜGER HANSI wie frisch aus dem Emaillierwerk.

Mein Herz war kurz vorm Infarkt. An dem Verkehrsschild hatte ich kein Interesse, wollten sie mir so mitgeben, für HANSI waren 50 Ostmark vereinbart.

Im Angesicht der jungen Frau und des Kindes machte ich den Fehler meines Lebens. (War selbst Vater von 2 Kindern und wusste, wie schwer es ist…)

Ich gab freiwillig 100 Ostmark.

Die beiden wechselten kurze Blicke, sie hatte in der Sekunde das Geld schon verplant und er sagte: „Kann ich das Schild noch mal kurz in die Hand nehmen?“

Das war der Hauptfehler dann überhaupt.

Wenn Sie freiwillig 100 Mark geben, sagte er in dem er mir das Geld zurückgab, dann ist es sicher noch mehr Wert.

Ab hier half alles Reden nicht mehr, ich habe das Schild nicht bekommen.

Die Moral von der Geschichte: Zahle nie mehr als der andere haben will…

 

21 Gedanken zu „Zahle nie mehr, als der andere haben will…

  1. flori

    Was für eine Horrorgeschichte 🙂
    Ich kann mich so ziemlich genau in Ihre Lage versetzen.
    Au,au das tut wirklich weh.

    Ich hoffe Sie haben es in den letzten 30 Jahren verwunde?
    MfG
    Flori

    P.S. Die Quintessenz werde ich mir jeden Falls merken.

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  2. Tabalu

    Der Anbieter des Schildes war zunächst naiv weil er ohne Marktkenntnis und somit ohne Preiserkundigung ein Angebot abgegeben hatte. Um so erstaunlicher war allerdings seine Reaktion auf das Gegenangebot des interessierten Käufers und die zutreffende Schlussfolgerung, dass bei dieser Sache etwas nicht stimmen kann. Das Zivilrecht der ehemaligen DDR ist dem Kommentator zwar nicht bekannt, nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch aber wäre das Rechtsgeschäft trotz der Verdoppelung des Betrages sittenwidrig gewesen (§ 138 BGB).

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  3. rastalocke

    @gastbeitrag

    Was mir an deiner Story nicht gefällt ist der Zustand des Hansis. Komisch, bei derlei Storys sind die Schilder immer wie aus dem Emaillierwerk. Von den ca. 5000 Schildern, die ich in 40 Jahren Schilder Sammelns in Händen hielt, waren max. 20 wie aus dem Emaillierwerk (ich rede nicht von den diversen Posten).

    @tabalu

    Wurde dein Lehrstuhl in angewandter Juristerei gestrichen oder hast du Urlaub?

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  4. schilderdani

    Tja,da hätte man wohl für das Verkehrsschild 50 Mark bieten sollen und kein Interesse an dem Hansi gezeigt.Dann hätte man den lieben Kleinen vielleicht als Zugabe geschenkt bekommen 😉

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  5. microsammler

    Jetzt hab ich die Antwort auf meine Frage vom 11. 10.2013. Hätte ich was draufgelegt würden die Schilder möglicherweise nicht bei mir zuhause hängen. Habe folgende Lehre gezogen: Ich beschäftige mich nicht mehr mit dem Wert der Schilder, dann weis ich in Zukunft nicht wann ich ein Schnäppchen gemacht habe und brauch dann auch kein schlechtes Gewissen zu haben wenn ich zuwenig gezahlt habe. Das ist doch ok Tabalu, oder…….?

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    1. Tabalu

      Die Fragestellung ist schlicht und ergreifend falsch. Ein Schnäppchen wird nur dann zu Wucher, wenn der Wert der Leistung und der Gegenleistung um mehr als 100 % differiert.

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  6. Börse DOTTIKON

    Die alte Frage: Ist man ein Betrüger, wenn man für ein Schild bei Unbedarften wissentlich zu wenig bezahlt?
    Moralisch ja. Und ich meine, wenn man das Objekt zum reinen Handelszweck erwirbt erst recht.
    Tatsache ist aber leider, dass Ehrlichkeit in den meisten Fällen zum abrupten Abbruch des Verkaufs führt, selbst wenn man freiwillig die Hälfte oder sogar Dreiviertel des Marktwertes zu zahlen gewillt ist. Die Besitzer fragen sich sofort, ob das Objekt vielleicht sogar einen viel höheren Marktwert hat, fahren sämtliche Fühler aus und werden versuchen, über andere Wege noch mehr rauszuholen. Von daher gesehen ist auch die Geldgier von Unbedarften mitschuldig, dass Sammler nach solchen Erfahrungen stillschweigend nur den angesagten Preis bezahlen.

    Und dann noch die verzwickte Frage: Wie ist das bei Internet-Auktionen?
    Angenommen, man ersteigert aus einer Internet-Auktion einen perfekten Rüger-Hansi für 100 Euro. Das Angebot war im „falschen“ Land eingestellt, in der falschen Kategorie oder es blieb sonstwie unbeachtet. Was dann?

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    1. schilderdani

      Dein erster Satz ist Humbug.Man zahlt das,was der VK dafür aufruft,also kann es garnicht zu wenig sein!
      Du fragst doch im Supermarkt bei einem Sonderangebot auch nicht,ob die Ware evtl.mehr wert ist 😉

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      1. Tabalu

        Aber nicht unter Ausbeutung der Unerfahrenheit. Diese wiederum liegt bei einem Supermarkt schon deshalb nicht vor, weil es sich bei diesem um einen Markkenner handelt

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        1. schilderdani

          Wenn Dir Supermarkt nicht gefällt dann übertrage es halt auf einen privaten Autoverkäufer…. da bietest Du doch auch nicht mehr,als er haben möchte,oder???

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  7. Reklame

    … und wie ist es umgekehrt? Wenn ich was zu teuer kaufe ? Bei uns wollen viele Leute viel zu viel für alte Schilder haben. Ist das auch Betrug oder Sittenwidrig?

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    1. Tabalu

      Viel zu viel ist eine subjektive und somit auch eine unbelegte Behauptung und ansonsten kauft man Gegenstände nur dann, wenn Marktkenntnisse vorhanden sind.

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  8. markuss

    @Tabalu
    Dann ist viel zu wenig aber auch nur subjektiv und eine unbelegte Behauptung und man sollte Gegenstände auch nur dann verkaufen, wenn Marktkenntnisse vorhanden sind.

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  9. oliver

    Schöne Geschichte so etwas liest sich einfach gut. Mitleid während eines Geschäftes ist unbedingt abzustellen. Selbst am Markttisch wenn der Preis stimmt handel ich nochmal bis Blut kommt. Ich habe auch Kinder und Tiere, die versorgt werden wollen. Womöglich haben es die Vorbesitzer auch nur von einer Wand geklaut oder irgendwo vom Nachbarn Geschenkt bekommen. Also:

    ZAHLE NICHT WAS DER ANDERE VERLANGT, SONDERN HANDEL ES NOCH RUNTER 🙂

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  10. Bernd

    Was ist zu viel, was ist zu wenig, was oder wann ist etwas sittenwidrig. Wahrscheinlich hab ich gestern auch wieder „sittenwidrig“ gehandelt, als ich in Markkleeberg ein Versicherungsschild gekauft habe. Hatte ein – fast- identisches vor längerer Zeit von Frau T. M. aus F. für -ich glaube- 500 EUR angeboten bekommen, gestern hab ich es für 70 EUR „geschossen“. War der Preis von Frau T. der „richtige oder haben die gestern den „richtigen“ aufgerufen. Oder hab ich gestern jemanden betrogen??? Fragen, Fragen, Fragen… Fakt ist: ich als Käufer hab mich gefreut, der Verkäufer war glücklich, was wollen wir mehr…

    Zum Kommentar von „Rastalocke“ möchte ich noch etwas anmerken. Ja, da 5.000 Schilder in den letzten 40 Jahren durch deine Hände gegangen sind, wo wahrscheinlich kein Hansi in Top Zustand dabei war, kann es bei anderen natürlich auch nicht sein. Die o. g. Geschichte ist ca. 30 Jahre her, also es war nicht gestern! Der Ort, war nur wenige Kilometer von der ehemaligen Fabrik in Dresden entfernt, da sind damals einige aufgetaucht, ja und als Drittes: Ossis lügen natürlich immer…

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