Es war an DEM denkwürdigen Tag vor 25 Jahren.
„K… hast du schon gehört…“, fragte mich meine Nachbarin, als sie mir spät abends im Treppenhaus entgegenkam. Ja, hatte ich kurz zuvor. War mir in dem Augenblick aber egal, da ich am nächsten Tag ohnehin, höchst offiziell, meinen Reisepass auf unserem VPKA (für Nicht-Ossis: Volksplizeikreisamt) abholen durfte um in den Westen zu fahren.
Im Oktober, zum Geburtstag meiner Mutter hatte man mir, nachdem ich 7 oder 8 Mal auf dem Amt war, dann doch noch die Ausreise in den Westen verweigert. Diesmal, zum Geburtstag meines Vaters, ich hatte zwischenzeitlich eine Eingabe an E. Honecker gemacht, sollte es aber klappen, wie ich vorab schon aus sicherer Quelle erfahren hatte. Beide hielten sich damals „Entgegen der Gesetzen der DDR im Ausland auf“. Im Klartext: Sie waren bei einer Reise in den Westen einfach „drüben“ geblieben.
Ich hatte an diesem Abend noch etwas Wichtigeres vor. Seit mehreren Jahren inserierte ich in unserer Sächsischen und einer weiteren, Überregionalen Zeitung. Gemeinsam mit einem guten Bekannten kauften wir damals Schilder und viele andere Dinge, welche sich wieder gewinnbringend verkaufen liesen auf. An diesen Abend sollte es ein RAMA Schild sein, welches mir jemand angeboten hatte. Für diejenigen, welche diese Zeit nicht erlebt haben: Es gab damals für uns kein Telefon, keine E-Mail und auch kein Internet… Frag mich heute noch, wie wir so überleben konnten…
Wir sind damals viele Kilometer durchs Land gefahren, oft umsonst, weil wir keine Termine abstimmen konnten und der Verkäufer dann nicht zu Hause war.
Ja, sehr spät am Abend war es dann soweit. Ich konnte die „Dame“ erstmalig begutachten.
Sehr groß zwar, aber in einem hervorragenden Zustand. Das schönste aber war der Kaufpreis:
50 Ostmark.
Sie diente bis zu diesem Zeitpunkt zum Abtrennen der Briketts in einem Keller.
Ich hatte damals relativ schnell die Entscheidung getroffen, dass sie einmal einen Platz in meiner Küche finden sollte. Leider ist dieses auf Grund der Größe nie geworden. Sie verschwand dann für die nächsten, fast 25 Jahre wieder in (m)einem Keller. Vor ein paar Monaten, ich hatte etwas gesucht, kam sie mir mal wieder ins Blickfeld. Mein Sohn hatte zwischenzeitlich eine Wohnung bezogen, bei der er eine Wand frei hatte und da hängt sie heute.
Als ich sie vor paar Tagen mal fotografieren wollte, ging ohne dass ich etwas tat, der Auslöser los und 4… 5 Bilder ratterten durch. Beim 2. Mal dasselbe, 3. Versuch Foto hinhalten und sofort löste er 4… 5 Bilder wieder von allein aus. Als ich es meinen Sohn sagte, nahm er kurz mein Handy in die Hand, schaute drauf und sagte:
Weil sie lächelt…
Bernd