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Di Schingerjagd – ähm, Die Dischingerjagd….

´N abend, liebe Sammlergemeinde!
Am letzten Montag war´s dann endlich soweit: Ich konnte mein begehrtes „Dischinger“-Schild in Empfang nehmen. Wie´s dazu kam erzähle ich Euch hier:
Seit Mai lebe ich nun im ältesten, annähernd intakt gebliebenen Stadtteil Darmstadts, nahe der im letzten Weltkrieg fast vollständig zerstörten Innenstadt, im Martinsviertel. Bevor die Martinskirche 1885 dem Viertel ihren Namen gab, hieß das Quartier im Volksmund „Watzeverddel“ und wird auch heute noch so genannt. Die Menschen waren arm und hielten sich zur Selbstversorgung wohl hauptsächlich Schweine, auch Wutze oder Watze genannt. Im schnell wachsenden Arbeiter- und Handwerkerviertel gingen die Menschen zu neu gegründeten oder aus Handwerksklitschen hervorgegengenen Industriebetrieben wie Burnus(Chemie), Röder-Herde oder Merck(gibt´s da Schilder?) arbeiten. Es gab Ende des 19. Jhdts. viele kleine private Bierbrauereien, von denen sich die größeren Firmen Kühlkeller (weiches Gestein) unter der weltberühmten Mathildenhöhe(ab ca. 1900 Jugendstilzentrum) anlegten. Im nah gelegenen Großen Woog (als Feuerlöschteich und Vergnügungsort bereits 1567 angelegt) hat man winters die Eisblöcke für das sommers so begehrte „kühle, frische Bier“ gehackt.

Um sich gegen die Mitbewerber am Biermarkt behaupten zu können, gab es einige Brauereien die schon früh mit Reklame auf sich aufmerksam machten. Als nun auch emaillierte Blechtafeln aufkamen, entstanden Werbeschilder wie für Ankerbier, Rummelbier (suche ich beide) oder auch das Dischingerbier.

Nun, einhundert Jahre später führten mich der Durst und die Neugierde in eine bisher nicht gekannte Viertelkneipe, in die „Gaststätte Gebhart“ im Watzeverddel. Ich hörte , dass es dort eher gediegen, bodenständig zugeht. „Ein „Handkäs´ mit Musigg“ wäre mal eine gute Alternative zum Italiener. Mit zwei Freunden ging ich also des Abends in die Kneipe. Als ich mich dort nach einem geeigneten Tisch umsehe, trifft mich fast der Schlag: Vor mir ein kleiner Tisch, zu Ausstellungszwecken dekoriert mit altem Zeugs. Darauf an die Wand gelehnt das Dischinger-Schild. In einem 1a-Zustand, wie ich es mir nicht hätte erträumen können. Da musste ich erst mal ein Bier zu mir nehmen, den Blick immer auf das Schild gerichtet. Nach dem zweiten fasste ich Mut und fragte die Wirtin ob sie mir das Schild verkaufen würde. Für den gebotenen Preis wohl schon, jedoch sei sie nicht die Eigentümerin, sie würde aber den Besitzer fragen. Der Kontakt kam dann recht schnell zustande, was auch in der Person des Besitzers begründet ist. Peter ist so was wie eine öffentliche Person, bekannt wie ein bunter Hund, immer an neuesten und historischen Geschichten rund um das Watzeverddel interessiert, diese verarbeitend in seine „kommödiantischen Ortsspaziergänge“ (http://www.dinkel-comedy.de/bilder4.htm) in seiner Wanderbühne oder seinen „Spaßortsfahrten“ mit seinem Elektro-Heinerliner (http://www.dinkel-comedy.de/bilder7.htm).
Peter sagte mir, er wolle das Schild nicht verkaufen, hätte aber das gleiche Schild in etwas schlechterem Zustand. Das könne er sich vorstellen abzugeben. OK, Termin gemacht – er holte mich mit seinem „Heinerliner“ ab, an den geheimen Ort, den er mir natürlich vorher nicht verriet. Wir fuhren quer durchs Watzeverddel, hakenschlagend, als ob uns jemand verfolgte, und landeten im Biergarten unter dem sich noch begehbare Reste der o.a. alten Bierkeller befinden. Biertrinkend beschnupperten wir uns zunächst und fanden schnell unsere Wellenlänge. Dann war es soweit, er holte den Schlüssel beim Wirt und führte mich in einen angebauten Raum für Schlechtwetterveranstaltungen. Das Dischinger2 hatte er zusammen mit dem letzte Woche gezeigten „Grohe-Bier“ nebst diversen Werbepappen und Blechschildern in einer Ecke trapiert. Das D2 war mit Schlitzschrauben an der Wand befestigt (oh no!) Es hat diverse Randschäden und die Ecken sind ausgeplatzt.
Ich bekundete Interesse, aber nicht zu dem Preis. OK, nochmal drüber schlafen, wurde vereinbart. Peter bestand darauf mich wieder nach Hause zu bringen. Während der Fahrt kam die Idee, nochmal in die Kneipe zu fahren, wo das Dischinger1 (mittlerweile leider auch mit Schlitzschrauben an der Wand beFESTigt) hängt. Noch ´n Bier, und vielleicht noch eins. Die gleiche Wellenlänge wurde immer deutlicher und Peter kam zur Überzeugung, dass das Dischinger1 bei mir sehr gut aufgehoben wäre. Yippieh!!
Zum Übergabetermin (Ich musste noch 3-4 Tage sparen) hatte er dann die beiden Schilder ausgetauscht. Mein  Dischinger1 zum Glück ohne die befürchtete Schraubbeschädigung von der Wand gekriegt. Mit der Option auf das „Grohe“ haben wir uns zunächst verabschiedet……………..
Das Dischinger wird eine wirkliche Zierde sein in meiner Sammlung, die ich hoffentlich bald an die Wände kriege. Wie geschrieben, lebe ich seit Mai hier, habe aber noch immer ´ne mittlere Baustelle. Aber Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut……….

dischi2.jpg

Dischinger2 mit Randschäden

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Dischinger1

dischi1a.JPG

….so ein Glanz……

eine schöne Woche der  Jagdgesellschaft wünscht ein schilderglücklicher Heiner

ciao Christian