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ANIS DEL MONO

Anis Del Mono heisst in deutsch etwa soviel wie „Anis (-Spirituose) des Affen“. Geschmacklich vergleichbar ist es mit dem französischen Ricard. Die Firma „Bosch“ wurde 1868 gegründet und stellt das Getränk seit jeher in Badalona her, das ist im Nordosten Spaniens, in der Nähe Barcelonas.
Im Google sind sehr viele Angaben darüber zu finden.

Zur Anwendung eines Äffchens gibt es zwei Theorien:
Einerseits hatte die Gründerfamilie Bosch einen Affen als Haustier, der sich auch in der Fabrik aufhielt und andererseits war damals die Evolutionstheorie Darwins sehr populär und wurde gerne karikiert.

Die Werbung war eine Trilogie, emailliert wurde jedoch nur eine Variante. In den Fassungen mit grünem und gelbem Hintergrund wurde auf die Stola nochmals der Produktename illustrativ eingefügt.

1bosch

2bosch

Gestaltet wurde das Plakat von Ramon Casas. Er wurde 1866 im katalanischen Barcelona geboren und verstarb 1932 in der gleichen Stadt. Casas gilt als einer der bedeutensten spanischen Künstler des 20. Jahrhunderts. 1890 liess er sich mit Santiago Rusinol und Miquel Utrillo – beide ebenfalls arrivierte Kunstmaler – beim Pariser Montmartre nieder. In dieser Zeit wurde sein Schaffen u.a. stark von Henri Toulouse-Lautrec beeinflusst, was zweifelsfrei auf dem Anis Del Mono-Plakat erkennbar ist. Die Dame war die Mutter seines Freundes Utrillo, Suzanne Valadon, sie war ebenfalls Künstlerin, stand aber auch viel Toulouse-Lautrec und auch Edgar Degas (weltberühmter Ballet-Maler) Modell.
Das Emailschild wird in die Zeit um 1910 geschätzt, eventuell ist es auch ein paar Jahre älter.

3bosch

Die eigenwillige Flaschenform fand auch in der bildenden Kunst ihren Eingang. Die beiden Kubisten Juan Gris (Bild 1 und 2) und selbst Paplo Picasso setzten sie mehrfach künstlerisch um.

Juan_Gris_La_bouteille_d'anis

Juan Gris ADM 2

Pablo_Picasso_1916_L'anis_del_mono

Juan Gris-anis-del-mono-1909

 

Anis Del Mono

Heute genau vor einer Woche tauchte im Ebay ein Schild auf, welches ich schon sehr (sehr!) lange auf meinem Wunschzettel habe: Das spanische „Anis Del Mono“ von Ramon Casas. Es hatte einen Sofort-kaufen-Preis der mir eigentlich recht vernünftig erschien (aber trotzdem viel Geld war) und ebenso die Möglichkeit eines Preisvorschlages. Das Schild war stellenweise restauriert, der Urzustand jedoch dokumentiert, so wie es eigentlich sein sollte bei Schildern dieser Preisklasse.

Ich war den ganzen Tag aufgekratzt, klickte hie und da auf die entsprechende Seite, machte mir schon Gedanken, wie ich das finanziere … und war abends grenzenlos enttäuscht, als das Schild nicht mehr auffindbar, bzw. die Auktion beendet war. Der Artikelstandort war grossflächig mit „Bayern, Deutschland“ angegeben und wenn ich mich nicht dauernd auf Börsen herum treiben würde, hätte ich mit SIcherheit nicht erahnen können, aus welcher „Küche“ das Schild wahrscheinlich stammte. Nach kurzen Erkundigungen hatte ich die E-mail-Adresse herausgefunden und schrieb dem vermutlichen Besitzer. Aber ich machte mir kaum mehr Hoffnungen, denn so wie das bei Spitzenschildern im Ebay erfahrungsgemäss läuft, wird sich das bereits ein anderer unter den Nagel gerissen haben, befürchtete ich.

Kaum eine Viertelstunde später machte es „kling“ und eine Nachricht war in der Mailbox.
Ich staunte über den Inhalt. Der Anbieter berichtete, er habe bereits drei Preisvorschläge erhalten und er sei darüber dermassen verärgert, dass er das Schild aus dem Ebay entfernt habe. Er sei ein jahrelanger Sammler und wisse einigermassen, wie hoch das Motiv gehandelt werde und solche wirklichkeitsfremden Preisvorschläge seien einfach eine Zumutung.
Obwohl ich auch gerne preislich verhandle, bewunderte ich diese Aussage. Endlich schrieb hier einmal jemand Klartext, denn unrealisitsche, zu spassige Preisvorschläge sind tatsächlich ein seltsamer Humor.
Es folgten sich darauf ein paar E-mails von „Aargau, Schweiz“ nach „Bayern, Deutschland“ und umgekehrt. Schlussendlich telefonierten wir miteinander, es war ein wunderbares Reklame-Gespräch, er sammelt vor allem Münchner Schilder. Schlussendlich einigten wir uns, vor allem kam mir angenehm entegen, dass ich ihm noch ein Schild aus der Süddeutschen Metropole an Zahlung geben konnte.

Vier Tage später traf man sich auf halber Strecke zur Übergabe. Öffnen seines Kofferraumes, Wolldecke, – und dann lag es freigelegt da, ein „Anis Del Mono“! Das war wie ein Morgen- und Abendrot zusammen. Der Preis war bereits definitiv festgemacht, man konnte deshalb auf jegliche Schauspielerei und Zurückhaltung in der Beurteilung verzichten. Alsdann wechselten die Schilder ihre Standorte und bei einem Cappuccino führten wir ein eingehendes Fachgespräch „unter Angefressenen“ – was ja voraussehbar war -, Handy-Bilder wurden bewundert, Komplimente gemacht, Wissen ausgetauscht.
In vollkommener Zufriedenheit bestiegen wir danach unsere Autos.
Wir freuen uns beide auf das nächste Wiedersehen.

Kleine Moral der Geschichte: Preisvorschläge können auch unanständig und beleidigend sein.
(Ein Bericht zum Schild folgt.)Mono