GARTEN EDEN

Oder präziser: Löwen-Garten in Eden-koben.
Man fragt sich manchmal, welche Wege die Schilder gehen, warum ein deutsches Schild in Frankreich auftaucht oder – wie in diesem Fall – ein schweizer Schild nach Deutschland „auswanderte“? Durch die Drehscheibe Edenkoben ist es nun aus dem Ruhrgebiet zurück gekehrt, nicht ganz in seine Ostschweizer Heimat, aber wenigstens nach Dottikon. Der Besitzer hatte es schon vor einem Jahr in Edenoben im Angebot, aber ich hatte damals andere Prioritäten, leider kann man sich ja nicht alles leisten (ist vielleicht sogar besser so).
Nun, dieses Jahr musste es sein, sonst kauft es dann doch ein anderer. Man nimmt jeweils das Schild gelassen in die Hände, begutachtet es präzis, spielt kein grosses Interesse, legt es wieder hin, geht weg, kommt nach einer Weile zurück, fragt beiläufig, was denn da angesagt sei, erschrickt bei der Zahl (je mehr desto besser), macht auf die Schäden aufmerksam usw., – wir kennen alle diese Spiele. Kurzum, das Schild ist jetzt bei mir und ich danke meinem Sammlerfreund herzlich für die zähen Verhandlungen, die mit ihm immer fair bleiben, Spass machen und letztlich zum Ziel führen. Sein Vorschlag war letztlich ein Doppelpaket mit zwei Schildern und einem Kombinationspreis der mich überzeugte – es kam zum Handschlag! Verkäufer und Käufer waren beide glücklich!

Löwengarten

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Das Motiv erzählt eine wunderbare Geschichte vom Herrn – nennen wir ihn Bünzli -, der mit seiner Familie am Sonntag im Löwengarten zu Mittag gegessen hat. Die Sonne scheint offensichtlich, denn auf sein blütenweisses Sonntagshemd fällt ein harter Schlagschatten. Bünzli ist ein spiessiger Typ, perfekt gescheitelt und obwohl es wahrscheinlich sommerlich warm ist, lässt er stur die Krawatte eng gebunden, aber immerhin – für ihn ist das wahrscheinlich schon bemerkenswert – hat er sich des Jackets entledigt. Zur vorgerückten Nachmittagsstunde, sozusagen alkohol-befreit, macht Bünzli sogar ein Spässchen und zeigt uns, wie gut ihm das Bier schmeckt. Eine Idylle aus den 20er/30er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Während in Deutschland viele Biermotive mit zuprostenden Herrn bekannt sind, ist in der Schweiz bis heute mit dieser Art Gestaltung kein weiteres aufgetaucht. Auch die Farbwahl mit dem weinroten Untergrund und dem Quadrat in helltürkis ist sehr speziell und hervorragend abgestimmt. Mit der Sprengung des Hintergrunds durch die Ellbogen und den Hosen, erhält das Motiv eine bemerkenswerte Tiefe. Und man bedenke, die geschwungene Schrift „Löwengarten“ musste damals von Hand gezeichnet werden, schon alleine das ist eine kleine Kunst.
Ich hatte dieses Schild schon einmal in perfekt, es ging dann irgendwann in einem grösseren Paket weg und wurde von dort wieder verkauft. Aber es freut mich zu wissen, dass es in guten Händen ist.

Und das ist das zweite Schild des Doppelpakets. (Restaurieren? ja?, nein?, teilweise?)

Weck

13 Gedanken zu „GARTEN EDEN

  1. Wolf

    Das Baumberger Weck ist ein Traum! Gratuliere zu beiden Fängen.
    Möglicherweise würde ich bei dem Weck nur das Motiv selbst und den Schriftzug restaurieren lassen und die kleinen Randschäden so lassen. Auf keinen Fall „totrestaurieren“!

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  2. Dieter Schadowski

    Ein interessanter Artikel. Aber wer war der Frisör, wer stellte das Schild her, wo war die Brauerei ? Das sind Fragen, die unter den Nägeln brennen. Edenkoben ? Da könnte ich mich den ganzen Tag verweilen
    und die Schilder streicheln.

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      1. Tabalu

        Lieber Börsianer,

        vielleicht lässt Du zur Ermittlung des Herstellers den Probanden, hier also das Brauerei-Schild, einem Test unterziehen, den Dein Landsmann Hermann (1884 – 1922) kreiert hat und der genau so heißt wie der Standort der Brauerei.

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        1. Börse DOTTIKON

          Ich weiss, wen du meinst Tabalu, den Tintenklecks-Rorschach.
          Aber vielleicht wäre ein Test durch Prof. Dr. Ludwig von Tetmajer zuverlässiger. Nur müsste ich dann von möglichst allen Emaillerien kleine Muster haben …

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          1. Tabalu

            Das mit dem Rorschach-Test war eigentlich als Scherz am Donnerstag gedacht. Ein Ermittlungsverfahren sollte daraus nicht entstehen.

            Um aber bei Deinem Garten Eden zu bleiben solltest Du aber vielleicht per Mail mitteilen wie der übergebene Artikel bei Dir angekommen ist.

  3. Kunstfreund

    Seit etwa einem halben Jahr besuche ich sporadisch diese Homepage und dieser Arikel ist m.E. etwas vom Besten, was ich hier gelesen habe! Danke!

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