Liebe Sammlerkollegen und Kolleginnen,
mit Interesse lese ich seit 2 Jahren diese Seite, und auch die Schilderszene mit Auktionen, Börsen und organisierten Veranstaltungen sind mir nicht unbekannt. Nun nachdem es immer wieder viele Themen zu Türschildern gab, möchte ich auch mal das Wort ergreifen.
Meine Name ist Heinz Galitzke (72) aus Bielefeld, der eine oder andere wird mich auf Grund meiner Vorliebe zu den alten Türschildern kennen. Nach fast 50 Jahren Sammelleidenschaft ist es demnächst soweit die Schilder durch mein Sohn in gute Sammler-Hände über den ebay Sofortkauf oder einen anderen Auktionsweg weiterzugeben. Doch heute möchte ich kurz über einige Anekdoten berichten und wie es dazu kam diese kleinen Briefmarken der Reklame zu sammeln. Vorweg genommen ich habe als gelernter Bibliothekar und Archivar in den Jahren der 60er, als es weder Sammler noch Schilderlisten gar Internet gab, einige Herstellerverzeichnisse gefunden und ein Heft der Robert Dold Emaillierwerke hat es mir dabei besonders angetan. 6 Seiten der kleinen Schildchen mit wunderschönen Motiven und Bildnissen der letzten 100 Jahre Reklame haben mich gepackt. Mit meinen damals 22 Jahren hielt ich daraufhin in jedem Laden Ausschau. Damals gab es alles noch, vom Tante Emma Laden bis zur kleinen Bäckerei, dem Fahrrad- und Eisenwarenladen oder der Kolonialwarenladen. Oft mit dem alten Inventar und was sehr wichtig war die Ladeninhaber der „guten alten Zeit“ waren noch lebendig, um für mich wichtige Schilderinformationen zu bekommen. Besonders auf Dörfern in Bayern um Offenburg herum und in der Sowjetzone dann DDR genannt, wurde ich fündig.
Als die großen Schilder an den Aussenfassaden lange abgeschraubt waren, konnte ich direkt im Laden immer noch Schilder entdecken. An den Türrahmen, Theken, Regalen hing immer etwas. Dabei ging ich ausschliesslich nach meinem Katalog der Firma Dold vor, um diesen mit den Schildern dazu zu komplettieren. Über das was ich von Boos und Hahn und anderen Werken nicht mitgenommen habe oder zu Hause wegen anderem Emaillierwerk wegwarf, möchte ich lieber nicht reden. Aber es ist so zu verstehen, diese Schilder waren damals übermässig vorhanden und hatten keinen Wert. Es gab zu der Zeit auch keine Anzeichen auf den Jahre später folgenden Antiquitätenboom. 1997 ist mir die Vollständigkeit gelungen. Unter den 615 Exemplaren aus dem Musterkatalog und den dazu fein archivierten Originalen im Zustand 0 bis < Zustand 2+ befinden sich Schilder, die es heute nicht mehr zu sehen gibt oder ihre Existenz als zweites Exemplar unbekannt ist.
Unter anderen auch, weil ich an viele ehemalige Dold Fabrikarbeiter in den 70er Jahren ran trat und um Audienz bat. Bei dem einen oder anderen schlummerte so manch Schätzchen. Z.B. folgende Türschilder die Trumpf Frau, der Tafel Hansi, Garbo Kaffee, Görz Jagdoffizier mit Kamera, Ulema. Damals noch mit einem guten Wein bezahlt oder auf Grund von Sympathie für kleines Geld erworben. Das schwerste bei den kleinen Schildern war dennoch der Abbau, einige waren mit Farbe oder durch die alten Schrauben so schwer los zu bekommen, dass die Zeremonie oftmals minutenlang dauerte, um das gesuchte Stück nicht zu beschädigen. Einmal kam ich in einen Laden mit einer Theke voller Maggischilder als Fliesenkante sog. Bordüre. Also es wurden ca. 50 Maggi Schilder in allen Kombinationen rot, mit Würfel, Flasche, Hand mit Flasche etc. als Bordüre an eine große gefliesste Ladentheke geschraubt. Beim Versuch alle zu lösen sprang jedes für sich auseinander. Alle 50 Stück waren durch die Spannung in ihrer Gesamtheit beschädigt bis ganz zerstört, so dass ich keines mit nach Hause nahm. Das war eines der traurigsten Geschichten, der aber bald wieder eine Freudige folgte.
Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Eindruck hinterlassen und wünsche schöne Nachosterzeit.
Heinz